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Arie Lighthart Klaus Buhé Martin Weiss Django Reinhardt Johnny St. Cyr Elmer Snowden Dick Roberts Carl Lunsford Dreiecksform Tropfenform Kombiform Hans-Jörg Elter

Das Plektrum

oder Schlagblättchen ist ein flaches Stück Material, das mit den Fingern gehalten wird und über die Saiten streicht, um dem Banjo seine Töne zu entlocken. Es ist nicht banjotypisch sondern wird weltweit für viele Saiteninstrumente benutzt.

Material

Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Auch preislich lässt sich da offenbar einiges verdienen. Für uns Banjoisten sollte das Plektrum aber leicht über die Saiten gleiten und die Kraft der Hand gut auf die Saiten übertragen. Exoten wie Stein oder Filz können wir damit schon von der Liste streichen. (Ausnahme: Ukulele und Ukulele Banjo vertragen - wenn sie nicht mit den Fingern gespielt werden - auch ein Plektrum aus Filz)

Bis in die 70er Jahre gab es Plektren aus echtem Schildpatt. So wurde es in den einschlägigen Schulen empfohlen und war in punkto Flexibilität und Rauhigkeit eigentlich optimal. Das sahen die verbliebenen paar Tausend Schildkröten freilich ganz anders und so musste man sich nach Alternativen umsehen. Ich konnte in den 80ern noch einen Restposten Schildpatt ergattern und sie direkt vergleichen: die heutigen Plastikblättchen fühlen sich wirklich genau so an wie Schildpatt, jedenfalls was die Elastizität betrifft. Allerdings werden sie schnell schartig, da war Schildpatt besser.

Zur Dicke: mittel oder dick sollten sie schon sein. Die dünnen klingen zu leise und übertragen die Handbewegung nicht exakt genug, da sie sich beim Anschlag stark verbiegen und danach zurück federn. Den Swinggitarristen in der Tradition eines Django Reinhardt sagt man sogar nach, sie spielten mit Hosenknöpfen. 

Form

Auch hier wurde kräftig experimentiert. Letztlich haben sich aber dreieckige und tropfenförmige Plektren durchgesetzt. Welche Form ist nun besser? Ich weiß es nicht. Mein Tipp: ausprobieren und selber herausfinden. Die etwas kleineren tropfenförmigen Plektren lassen sich theoretisch eine Idee exakter spielen. Die dreieckigen haben den Vorteil, drei mal so lange zu halten. Auch unsere großen Vorbilder lassen uns hier im Stich: Harry Reser empfiehlt in seiner Banjoschule die Tropfenform, Bud Wachter spielt dreieckige. Ich tu's auch, bloß dass das niemand interessiert.


drei Beispiele
(l.n.r) Original Schildpatt - Plastik Tropfenform - Plastik Dreieck
(Rastermaß = 0,5cm)

Beispiele

Hans Jörg Elter aus Hannover hat sich im Laufe der Jahre eine hochinteressante kleine Sammlung an Plektren bekannter Musiker zugelegt. Verbürgen will er sich nur für XXX. Der Rest stammt von - freilich glaubwürdigen - Musikerkollegen. (Zur Erklärung die Maus über ein Plektrum stellen - erfordert JavaScript)

Plektren Sammlung H.J. Elter
Die Sammlung von Hans Jörg Elter
(Rastermaß = 1cm)

Weitere Beispiele gibt's auf den Mandolinenseiten von Michael Reichenbach und bei Banjopapst Günter Amendt.

Haltung

Wie hält man das Plektrum? Zwischen Zeigefinger und Daumen, soweit ist man sich noch einig. Der Winkel zwischen Daumen und Zeigefinger variiert aber schon stark. Ich kenne Kollegen, die das Plektrum "mit spitzen Fingern" halten - andere empfehlen einen Winkel von 180º. Peter Meyer zeigt schöne Beispiele für die falsche und richtige Haltung.

Auf jeden Fall sollte man sein Plektrum nicht krampfhaft fest halten. Eine unverkrampfte Haltung erleichtert den freien Anschlag und erlaubt es darüber hinaus, den Ton zu variieren: das Daumenglied bestimmt den Winkel des Plektrums gegenüber den Saiten und ändert den Ton von klar zu dumpf. Hält man das Plektrum mal locker, mal fest, kann man so Akzente setzen, ohne den gleichmäßigen Anschlag zu unterbrechen, ja man sieht der Schlaghand nicht einmal an, wann es laut klingt und wann nicht. 

Alternativen

Nicht jedes Banjo wird mit dem Plektrum gespielt. Typischerweise gilt das nur für das Tenor-, Plectrum-, Gitarren- und Mandolinenbanjo. Andere Spielarten sind

Zitate

Harry Reser schreibt in seinem 1924 erschienenen Manual of Tenor Banjo Technique gleich auf der ersten Seite zum Plektrum (und ich hab's mal übersetzt - zum Vergleich das Original):

Einige Anmerkungen zum Plektrum.

Meiner Meinung nach übt das Plektrum den größten Einfluss auf den heutigen Spielstil aus, dank dem Material, seiner Form usw.

Für mich gibt es nur ein brauchbares Material für Plektren und das ist echtes Schildpatt. 

Auf der Suche nach einem Stück Schildpatt als Ausgangsmaterial prüfe ich zuerst seine Dicke und Elastizität, indem ich es zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger biege.

Ich finde, ein dünneres Stück Schildpatt mit gerade ein bisschen Verformbarkeit ist für unseren Zweck besser geeignet als ein dickes Stück ohne jegliche Elastizität.

Habe ich ein Stück in der richtigen Dicke gefunden, schneide ich es auf eine Form zu, die etwas größer ist als im Diagramm unten gezeigt. Danach bearbeite ich die Kanten, bis sie ganz leicht spielbar sind; der Bereich, der auf die Saiten trifft, muss äußerst glatt sein. Das ist absolut notwendig, jegliche Rauhigkeit bremst den Anschlag. 

Das obere Ende des Plektrums pflege ich mit einer Messerschneide aufzurauen, was mir erlaubt, es bei jeder Belastung fest im Griff zu behalten.


Skizze von Harry Reser

Eddie Peabody schreibt in seinem Lehrbuch von 1932 dazu (O-Ton Eddie):

Plektrum mit KorkflächeDas Plektrum gehört zur Ausrüstung eines jeden Banjoisten, daher interessiert euch vielleicht, welche Art Plektrum ich benutze. Ich erziele die besten Ergebnisse mit einem gewöhnlichen, spitz zulaufenden Zelluloid-Plektrum, das auf einer Seite eine Grifffläche aus Kork aufweist. Nach einer Weile ist die Spitze rund gespielt und es wird ein richtig feines Plektrum daraus.

Von Bud Wachter, der nicht nur ein Supermusiker, sondern auch ein wandelndes Lexikon zur Geschichte des Banjos und seiner Interpreten ist, habe ich die folgenden Hinweise.

Eddie Peabody benutzte bis zu seinem Tod ein in den 20er Jahren übliches, standardförmiges Schildpatt Gitarrenplektrum, das einigermaßen flexibel war. 

Harry Reser tat das auch, allerdings waren seine Plektren dicker, weniger flexibel und etwas kleiner. Harry feilte und schnitzte an seinen Plektren eine Menge herum - vielleicht als Versuch oder für spezielle Aufgaben.

Perry Bechtel spielte bis in die 60er Jahre dünne, tropfenförmige, Plektren aus Schildpatt, mit gerundeter Spitze. Zu dieser Zeit begann er mit Plastikmaterialien zu experimentieren. Letztlich besorgte ihm ein Freund von der Emory Universität ein spezielles Material, aus dem er sich seine eigenen Plektren zurecht schnitt. Es sah wie Nylon aus und war ziemlich flexibel.

Tipps

Plastik-Plektren werden wie gesagt schnell schartig. Das kann man aber in gewissem Umfang wieder wegpolieren. Bud Wachter empfahl auf einem Workshop die Ledersohle seiner Schuhe. Eigene Versuche ergaben, dass ein Bierdeckel den gleichen Effekt hat und, zumindest auf meinen Gigs, wesentlich öfter zur Verfügung steht als Schuhe mit Ledersohlen. 

Wer beim Spielen stark an den Händen schwitzt, kann leicht mal sein Plektrum verlieren. Meine zwei Tipps hierzu:

  1. Üben und die Harmonien auswendig lernen. Baut den Stress und damit das Schwitzen ab.

  2. Die Grifffläche des Plektrums mit grobem Sandpapier oder einem Messer aufrauen.